Schwerpunkt

Digitalisierung

Herausforderung oder Arbeitserleichterung für MFA?

Digitalisierung in der Arztpraxis

Text: Detlef Haffke — Foto: Andrea Seifert

Montagmorgen in einer niedersächsischen Arztpraxis. Zwanzig Patientinnen und Patienten stehen an der Anmeldung – und es kann keine Verbindung zur Telematik-Infrastruktur (TI) hergestellt werden. Die Versichertenkarten müssen eingelesen werden, eRezepte ausgestellt und am Ende des Patientengesprächs noch schnell die ePatientenakte befüllt werden. Und Herr Schuster kommt mit seiner verordneten Diabetes-App nicht zurecht.

Die Aufzählung von möglichen Arbeitshemmnissen und Zeitfressern durch die Digitalisierung des Praxisbetriebs ließe sich problemlos fortsetzen. So sehr die IT-Technik viele Arbeitsabläufe effizienter macht, die Praxisorganisation erleichtert und mit Apps bis in die Behandlung hineinreicht, so sehr können Erklärungsbedarf, Betreuung und nicht zuletzt technische Fehler die MFA aufhalten und nerven.

Letzte helfende Instanz sind dann in vielen Fällen die Ärztin oder der Arzt. Ärztliche Arbeitszeit ist aber viel zu kostbar, um sie an TI-Ausfälle oder User-Probleme zu verschwenden. Damit dennoch alles läuft, müssen andere Praxismitarbeiter diese Arbeitsbereiche kompetent übernehmen.

Digitalisierung in der Arztpraxis braucht Multiplikatoren und Helfer, die die eigenen Kolleginnen und Kollegen, aber auch die Ärztinnen und Ärzte im Alltag bei den ersten Schritten der Nutzung dieser Tools unterstützen. Es sind gerade die MFA, welche ein ureigenes Interesse an der Nutzung solcher Tools haben, denn sie entlasten sie und schaufeln Ressourcen frei für die wichtigen Aufgaben. MFA können deshalb die Treiber der Digitalisierung in der Praxis sein – ohne sie werden digitalisierte Prozesse nicht gelebt.

Der Einsatz digitaler Werkzeuge wird in der Praxis vor allem in der Unterstützung administrativer Prozesse seine Wirkung entfalten. Und diese Prozesse liegen überwiegend bei den MFA. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz eines digitalen Terminmanagements. Es kann wertvolle Zeit der MFA an der Rezeption einsparen und für weniger Alltagsdruck und Stress an diesem Dreh- und Angelpunkt der Praxis sorgen. Zeit der MFA wird frei für abrechenbare Leistungen. Oder eine digitale Voranamnese: Setzt die Praxis diese ein, entfällt das tägliche Nachdokumentieren und Übertragen der handschriftlichen Einträge der Patienten. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Digitale Kompetenz kann sich nicht nach dem Try-and-error-Prinzip aufbauen.

Die gut aufgestellte digitalisierte Praxis braucht eine gut fortgebildete MFA im Bereich der Digitalisierung. Digitale Kompetenz kann sich nicht nach dem Try-and-error-Prinzip aufbauen, nach dem wir alle den neuen Fernseher installieren oder die Optionen eines neuen Handys erkunden. Das ist im Arbeitsbetrieb mit seinen vielfältigen Anforderungen an die verlässlichen Qualifikationen der Mitarbeiterinnen keine Option. Was vielmehr gebraucht wird, sind grundlegende Kenntnisse und Zuständigkeiten. Dazu kommt die Bereitschaft, sich fortzubilden und Neuerungen in die Arbeit einzubeziehen. Eine solch valide Qualifikation und Fortbildung für die medizinischen Fachangestellten wird Ärztinnen und Ärzte in der digitalen Praxis wesentlich entlasten.

Die Qualifikation der Praxismitarbeiterinnen, die Einbeziehung ihrer Kompetenzen in die Teamleistung der Praxis sind Grundlagen für eine erfolgreiche Arbeit und die Bindung der Patientinnen und Patienten. Das gilt für die Delegation medizinischer Leistungen an die Mitarbeiterinnen ergibt aber auch Sinn bei der digitalen Ausrichtung der Praxis.

Für MFA gibt es Fortbildungen, um ihnen technische Herausforderungen zur Praxis-EDV oder Fragen zur digitalen Welt näherzubringen. Die Fortbildung zur Digitalisierungsmanagerin oder auch Digi-Managerin soll MFA befähigen, Digitalisierungsprojekte in der Praxis voranzubringen, mitzugestalten und der Experte oder die Expertin in allen Digitalisierungsfragen für die Praxis zu sein.

Sicher eine Position, die in Zukunft immer wichtiger für die Arztpraxis werden wird und weit über das Wissen und die Funktion eines reinen Datenschutzbeauftragten hinausgeht. Die Zusatzqualifikation ermöglicht zudem eine Gehaltsanpassung für die Übernahme dieser verantwortungsvollen Aufgabe.