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KVN-Vize Thorsten Schmidt (rechts) unterstützt den Plan der Landesregierung, den Gesundheitsminister Philippi (links) im Februar vorstellte.

Foto: Menz

Entlastung durch Delegation

10-Punkte-Plan der Niedersächsischen Landesregierung zur Entlastung von Hausärztinnen und Hausärzten

Perspektivisch sollen in Niedersachsen wieder mehr Hausärztinnen und Hausärzte tätig werden, um die ambulante Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Die sieht der Maßnahmenkatalog „10-Punkte-Aktionsplan für mehr Hausärztinnen und Hausärzte in Niedersachsen“ vor, den die Niedersächsische Landesregierung zusammen mit Vertretern der Universitätsmedizin, der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) und dem Verband der Ersatzkassen (vdek) Mitte Februar 2025 in Hannover vorgestellt hat. Hintergrund ist, dass in den nächsten Jahren viele Hausärztinnen und Hausärzte in den Ruhestand gehen werden. Zugleich bedingt die Alterung der Gesamtgesellschaft einen hohen medizinischen Versorgungsbedarf. Mit dem „10-Punkte-Aktionsplan“ sind u. a. Änderungen in der Ausbildung vorgesehen, mehr Studienplätze für Allgemeinmedizin, eine bessere Unterstützung für Studierende nach der „Landarztquote“ über ein neues Mentoringprogramm und eine landesseitige Förderung für die, die ihr Praktisches Jahr in einer hausärztlichen Praxis absolvieren. Zudem soll der Quereinstieg aus anderen Fachrichtungen in die Allgemeinmedizin erleichtert und unterstützt, sowie der Arbeitsalltag von Hausärztinnen und Hausärzten durch zusätzliches medizinisches Personal, mehr digitale Lösungen und weniger Bürokratie erleichtert werden.

Ein zentraler Ansatz zur Entlastung von Hausärztinnen und -ärzten liegt in der Delegation ärztlicher Leistungen an andere Fachkräftegruppen wie Sanitäterinnen und Sanitäter, Physician Assistants oder Primary Care Manager. In Niedersachsen wurden hierzu bereits Initiativen angestoßen, wie der Einsatz von weit über 1.000 Versorgungsassistentinnen und -assistenten in der Hausarztpraxis (VERAH) und Nichtärztlichen Praxisassistentinnen und -assistenten (NäPA) und die Integration von Physician Assistants in ersten Hausarztpraxen sowie der durch die KVN erprobte Einsatz von Sanitäterinnen und Sanitätern im Fahrdienst des Bereitschaftsdienstes.

Förderung nicht-ärztlichen Personals

Der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Thorsten Schmidt, stellte fest: „Niedergelassene Hausärztinnen und Hausärzte müssen nicht alle Tätigkeiten bei der Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten selbst durchführen. Bestimmte Leistungen können sie an ihr nichtärztliches Personal delegieren und sich so von einer Reihe von Tätigkeiten entlasten. Daher unterstützen wir diesen Ansatz aus dem Aktionsplan besonders.“

Auch Hanno Kummer, Leiter der Landesvertretung des Verbands der Ersatzkassen (vdek), steht hinter dem Plan: „Wir wollen Hausärztinnen und -ärzten mehr Luft verschaffen, um ihre Patienten zu versorgen. Ärzte sollten nur das machen, wofür ihre Qualifikation tatsächlich benötigt wird. Von anderen medizinischen und administrativen Aufgaben sollten sie entlastet werden. Wir wollen deshalb den Einsatz von akademisch ausgebildetem nicht-ärztlichem Fachpersonal, den Physician Assistants, in den Arztpraxen fördern. Im Zuge eines Modellprojekts soll erprobt werden, wie Ärzte diese Unterstützungsleistungen leichter abrechnen können.“

Die Ansätze stehen derzeit noch vor strukturellen Hürden, insbesondere aufgrund fehlender gesetzlicher Regelungen im Berufs- und Haftungsrecht sowie bei der Abrechenbarkeit heilkundlicher Tätigkeiten. Auf Bundesebene geplante Reformen wie das Bürokratieentlastungsgesetz, das Pflegekompetenzgesetz oder die Notfallreform hätten hier wegweisend sein können, wurden jedoch aufgrund der Neuwahlen zurückgestellt. Durch die Fortführung geplanter Projekte und ggf. eine stärkere Verknüpfung mit niedersächsischen Leuchtturminitiativen wie den Regionalen Gesundheitszentren (RGZ) und Regionalen Versorgungszentren (RVZ) und Hausärztlichen Primärversorgungszentren (HPVZ) können in Niedersachsen wichtige Impulse für die Delegation und Zusammenarbeit multiprofessioneller Teams gesetzt werden.