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Organisation

Dispositionszentrale in Gieboldehausen: Die Disponenten sind ständig erreichbar.

Drehkreuz Dispositionszentrale

Die Partner der KVN: Wie die R+ MediGruppe die Fahrdienste im Bereitschaftsdienst organisiert

Text und Foto: Lars Menz

Jemandem geht es nicht gut. Anruf bei der 116117. Hier erfolgt die medizinische Ersteinschätzung und daran anschließend die Weiterleitung der Patientin oder des Patienten in die geeigneten Versorgungsebene. Ein Teil der Anrufenden bedarf einer kurzfristigen ärztlichen Bewertung. Diese Patienten sind zwar kein Notfall, aber eine ausbleibende ärztliche Begutachtung würde bei ihnen ein potenzielles gesundheitliches Risiko bergen. Hier kommt die Dispositionszentrale zum Einsatz, das Drehkreuz für die Steuerung telemedizinscher Beratungen, von mobilen Ärztinnen und Ärzten sowie Gesundheitsfachkräften.

Die Funktion der Dispositionszentrale der 116117 nimmt seit 2022 das Unternehmen R+ MediGruppe/R+ i.conomy GmbH wahr. Die dort tätigen Disponenten sprechen auf Grundlage der auf der ersten Ebene durchgeführten Ersteinschätzung eine Empfehlung zur weiteren Versorgung durch eine Ärztin oder einen Arzt im Fahrdienst oder durch eine Gesundheitsfachkraft aus. Diese Empfehlungen werden im Vorfeld durch Telemediziner geprüft und freigegeben.

Ist eine Gesundheitsfachkraft vor Ort, kann der in der Dispositionszentrale diensthabende Telemediziner über Telemetrie-Anwendungen aus der Ferne den Patienten behandeln und die Gesundheitsfachkraft effektiv unterstützen. „Durch den Einsatz von Gesundheitsfachkräften und Telemedizinern können die Ärztinnen und Ärzte im Fahrdienst entlastet und Patienten schneller einer Versorgung zugeführt werden – und das in ganz Niedersachsen“, betont Florian Reinhold, Geschäftsführer der R+ i.conomy GmbH.

Um eine ständige Erreichbarkeit und die Arbeitsfähigkeit sicherzustellen, arbeiten Disponenten zeitgleich an mindestens zwei von drei Standorten in Niedersachsen. Die gleichwertig ausgestatteten Leitstellen garantieren eine hohe Ausfallsicherheit. „Das Betriebssicherheitskonzept ist dabei sogar auf den Ausfall von zwei Standorten oder den Ausfall von einzelnen Softwaresystemen vorbereitet“, so Reinhold, der Chef von knapp 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist.

Alle Disponenten verfügen über eine medizinische, beziehungsweise rettungsdienstliche Ausbildung. Die Notfall- und Rettungssanitäter werden zudem jährlich fachspezifisch im Umfang von 30 Stunden fortgebildet. Dazu gehören neben Schulungen zu den Prozessabläufen im Bereitschaftsdienst beispielsweise auch regelmäßige Schulungen zur Reanimation, Kommunikation am Telefon oder auch Prozessen zur Einschätzung von Behandlungsbedarfen und Prioritäten. Alle Mitarbeitenden, sagt Reinhold, verbinde die Zielsetzung, eine hohe Qualität in der Versorgung zu erbringen.

„Wir sind Dienstleister und daher verstehen wir Patientinnen und Patienten im Bereitschaftsdienst als unsere Kunden.“

Florian Reinhold,
Geschäftsführer der R+ i.conomy GmbH

Warme Übergabe

In der Dispositionszentrale werden jedoch nicht nur die Fälle der 116117 gesichtet und disponiert. Es steht auch eine eigene Rufnummer für die niedersächsischen Rettungsleitstellen zur Verfügung. Anrufer einer Rettungsleitstelle können so im Rahmen einer „warmen Übergabe“ Patienten direkt an den vertragsärztlichen Bereitschaftsdienst übergeben.

„So wird der Rettungsdienst entlastet und der Patient direkt durch ausgebildete Disponenten befragt. Es ist kein erneuter Anruf über die 116117 notwendig. Die medizinische Ersteinschätzung erfolgt direkt in der Dispositionszentrale“, erklärt Reinhold.

Ärztinnen und Ärzte arbeiten dazu als operative Telemediziner Seite an Seite mit den Disponenten in der Dispositionszentrale und stellen eine schnelle Entscheidungsfindung und Alarmierung eines geeigneten Fahrzeugs sicher. Für die Zukunft ist ein komplett digitaler Prozess geplant. Hierfür entwickelt die KVN, unter Federführung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), eine bidirektionale digitale Schnittstelle zu den einzelnen Rettungsleitstellen in Niedersachsen.

„Wir sind Dienstleister und daher verstehen wir Patientinnen und Patienten im Bereitschaftsdienst als unsere Kundenohne die gesetzlichen Vorgaben der KVN zu vernachlässigen“, betont Geschäftsführer Reinhold. Jemandem geht es nicht gut? „Bei R+ i.conomy GmbH ist der Kunde König“, so Reinholds Fazit.