Prolog

Editorial

Foto: Nils Hendrik Müller

Liebe Mitglieder, seit mittlerweile 15 Jahren gibt es die Hausarztzentrierte Versorgung (HzV) in Niedersachsen und das sind auch 15 Jahre erfolgreiche Partnerschaft für eine starke Patientenversorgung. Für uns Anlass in dieser Ausgabe einmal ganz genau auf die Hausarztzentrierte Versorgung in Niedersachsen zu schauen. Denn auch 15 Jahre nach dem Start wächst die Zahl der Teilnehmenden weiter. Immerhin durchschnittlich 25.000 Menschen entscheiden sich pro Quartal für dieses Modell. Allein bei der AOK Niedersachsen profitieren mittlerweile nahezu 900.000 Versicherte von den Vorteilen des Hausarztprogramms und nehmen deutlich häufiger Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch, lassen sich öfter impfen und haben weniger vermeidbare Krankenhausaufenthalte. Das zeigt eine Analyse der AOK Niedersachsen, die Sie in diesem Heft studieren können.

Die Hausärztinnen- und Hausärzteverbände, Landesverband Niedersachsen und Braunschweig, die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) und die AOK Niedersachsen haben den Vertrag 2010 gemeinsam geschlossen und ihn seither kontinuierlich weiterentwickelt. Rund 3.600 Ärztinnen und Ärzte nehmen landesweit teil. Im Rahmen der HzV können sie sich mehr Zeit für ihre Patienten nehmen und gezielter auf individuelle Gesundheitsbedürfnisse eingehen. Die Koordination aller medizinischer Behandlungen ist ein weiterer Vorteil: Die Hausärztin oder der Hausarzt übernimmt die zentrale Steuerungsfunktion, indem alle Behandlungsschritte, Befunde und Therapien koordiniert sowie priorisiert und so die Versorgung der Patientinnen und Patienten gezielt aufeinander abgestimmt wird. Unnötige Doppeluntersuchungen werden vermieden. Die HzV stärkt daher die Arzt-Patienten-Bindung und verbessert die Versorgungsqualität unter anderem durch Planungssicherheit. Denn auch für die Hausärztinnen und Hausärzte bietet die HzV Vorteile, darunter höhere Vergütung und planbare Honorare. So kann die Hausarztpraxis konstant hochwertige Leistungen für ihre Patientinnen und Patienten erbringen, und die Wirtschaftlichkeit der Praxis erhalten.

Das Konzept zur Hausarztzentrierten Versorgung stärkt die Arzt-Patienten-Konstellation und erkennt die Stellung der Hausärztin und des Hausarztes als Vertrauensperson und fachlichen Koordinator einer flächendeckenden medizinischen Grundversorgung an. Unterm Strich profitieren Arzt und Patient.

Die Primärversorgung kann so zu einem Schlüssel einer besseren, effizienteren und wohnortnahen Patientenversorgung werden gerade in einem zunehmend unübersichtlichen, zum Teil hoch spezialisierten Gesundheitssystem mit gleichzeitiger Über-, Unter- und Fehlversorgung. Die HzV bietet seit Jahren ein funktionierendes Modell – lange bevor im Koalitionsvertrag auf Bundesebene über ein Primärarztsystem diskutiert wurde. Und genau dieses Modell, mit dem Regelversorgung und HzV verbunden werden, ist die Antwort auf den Koalitionsvertrag: Primärarztsystem in Regelversorgung.

Thorsten Schmidt
Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen